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Wer war Anton Balster?
Dr. Anton Balster war von 1634 bis 1644 Pfarrer in Neustadt/Donau. In den Wirren des 30-jährigen Krieges war der damalige Pfarrhof in Gögging stark beschädigt worden und das Zentrum der Seelsorge wurde in die Gemeinde Neustadt verlegt. Die schulische Bildung und vor allem die Weiterbildung nach der Schule lagen Pfarrer Balster schon immer am Herzen. Der selbst überaus gebildete und aufgeschlossene Mann, dem auch die Förderung der Musik ein Anliegen war, strebte stets danach, die Reformen des Konzils von Trient (1545 - 1563) praxisnah umzusetzen, auf dem die innere Erneuerung der katholischen Kirche im Gegenzug zur protestantischen Reformation beschlossen worden war. Er galt für seine Zeit daher als recht fortschrittlicher und "moderner" Priester. Gerade in einer Zeit, in der kriegsbedingt die Verrohung und der Verfall der Umgangsformen die Oberhand gewannen, setzte er verstärkt auf Bildung und Werteerziehung.
Obwohl Anton Balster 1647 nach St. Georgen im oberösterreichischen Attergau versetzt wurde, wo er bis 1671 Pfarrer war, blieb er im Herzen seiner "ehemaligen" Gemeinde Neustadt treu. 1666 rief er eine Stiftung ins Leben, die es den weniger wohlhabenden Neustädter Bürgern ermöglichen sollte, ihren Kindern ein Studium zu finanzieren. Der Rat der Stadt Neustadt verpflichtete sich, den von Balster gestifteten Grundstock von 800 Gulden in Form von Bargeld und Grundbesitz gewinnbringend anzulegen und aus dem erwirtschafteten Ertrag jährlich Stipendien an begabte Söhne der Stadt auszuzahlen. Im Jahr 1667 erfolgte die erste Gewinnausschüttung. Obwohl es den Geistlichen natürlich freute, wenn mit dem Geld der Priesternachwuchs gefördert wurde, bleibt anzumerken, dass die finanzielle Unterstützung keineswegs an ein Studium der Theologie gebunden war. Wie gewissenhaft die Räte der Stadt Neustadt sich in der Folgezeit an den Auftrag von Dr. Balster hielten, kann man möglicherweise daran ablesen, dass unter den Geförderten nur ganz wenige Söhne von amtierenden Stadträten zu finden waren, sondern Kinder aus allen Gruppen der Bevölkerung.
Nach seinem Tod im Jahr 1671 wurde die Stiftungssatzung mehrfach erneuert und an die jeweilige Zeit angepasst. Während anfänglich jedes Jahr die Auswahl auf nur einen jungen Mitbürger der Stadt fiel, konnte man später durch die Aufstockung des Kapitals und Zinsertrags immer mehr begabten Kindern ein Studium ermöglichen. Auch die Beschränkung auf den männlichen Nachwuchs gehört natürlich längst der Vergangenheit an. Erhalten geblieben sind nur zwei Bedingungen, die sich aus dem Stiftungsvertrag ergeben und von der Stadt Neustadt eingehalten werden müssen: Die Person, der das Stipendium gewährt wird, muss dem katholischen Glauben angehören und ihren Lebensschwerpunkt im Gemeindebereich von Neustadt/Donau haben.
Verpflichtung und Anliegen der Stadt Neustadt/Donau und ihrer Bildungseinrichtungen
Die Dr.-Balster-Stiftung wird auch heute noch von der Stadt Neustadt verwaltet. Jedes Jahr kommen etwa 20 junge angehende Studentinnen und Studenten in den Genuss der Förderung, die sie bei der Stadt beantragen können. Dabei orientiert sich der Finanzausschuss der Gemeinde an einem strengen Punktekatalog, der sicherstellen soll, dass die Auswahl nach Begabung und Bedürftigkeit möglichst objektiv erfolgt. Dr. Anton Balster war zweifelsohne eine große Persönlichkeit, die sich für die Ausbildung und Weiterbildung der Neustädter Jugend stark gemacht hat. Mit seiner Stiftung gab er der Stadt Neustadt/Donau den Auftrag, die Begabungen junger Menschen zu fördern. Mit dieser Idee setzte er zu seiner Zeit Maßstäbe. Da Bildung und Begabungsförderung naturgemäß auch ein Anliegen der beiden Neustädter Schulen Grundschule und Mittelschule sind, wollen die Bildungseinrichtungen durch die Namensgebung an ihn erinnern.
Quellen:
- Georg Köglmeier, Chronik der Stadt Neustadt an der Donau, Band 1, S. 363ff.
- Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft Band 104/105, Seite 134f.
- Wir bedanken uns beim Archivar der Stadt Neustadt/Donau, Herrn A. Metzger, für ergänzende Informationen.